Gebundene Ausgabe: 496
Seiten
Verlag: Gerstenberg
Verlag; Auflage: 1 (23. Juni 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 383695463X
Preis: 19,95 €
Klappentext:
Antwerpen 1582. Die 14-jährige Beutelschneiderin Gitte
Niemandstochter hat schon die Schlinge um den Hals, als sie in letzter Minute
dem Galgen entkommt. Statt des sicheren Todes erwartet sie eine Seereise nach
Sevilla, wo sie für den Prinzen von Oranien spionieren und die strategisch
wertvollen Seekarten stehlen soll. Die Niederlande liegen mit Spanien im Krieg,
und Gittes mysteriöse Herkunft als angebliche Bastardtochter eines spanischen
Herzogs soll ihr bei ihrer Rolle als Spionin helfen. Tatsächlich schafft sie es
in die Familie des Herzogs aufgenommen zu werden. Doch ihre Doppelrolle als
Spionin und Tochter bringt sie zunehmend in Bedrängnis, umso mehr, als sie sich
in einen Schützling des Herzogs verliebt ...
Zum Autor:
Jean-Claude van Rijckeghem, geb. 1963, war als Junge
verrückt nach Filmen. Seiner Mutter und Inspektor Maigret hat er seine Liebe
zur Literatur zu verdanken. Neben Kinder- und Jugendbüchern schreibt er
Drehbücher.
Patrick van Beirs, geb. 1954, las bereits als Kind gern und
viel. Sein Lieblingsautor ist Raymond Chandler. Wenn er nicht gerade Bücher
schreibt, arbeitet er als Übersetzter und synchronisiert Filme.
Meinung:
Galgenmädchen – ungeschönt, faszinierend und ungewöhnlich.
Galgenmädchen hat mich ziemlich überrascht, ich weiß nicht
warum, aber ich habe irgendwie einen historischen Jugendroman mit
Liebesgeschichte erwartet.
Trotzdem bin ich nicht enttäuscht, sondern eher fasziniert. Gittes
Geschichte spielt im 16. Jahrhundert und ist auch dementsprechend geschrieben.
Ich kenne mich mit der Zeit nicht so aus, aber auf mich wirkte es, als ob der
Autor recherchiert hat und die historischen Zusammenhänge gut beschrieben hat.
Die Idee, von einer Diebin, die zu einer Adelstochter in Spanien wird, fand ich
ziemlich interessant. Es gab viele verschiedenen Szenen, zwischendurch und
besonders am Anfang hat man immer wieder ihre Vergangenheit kennen gelernt und
dann auch ihr Leben als Diebin. Dann gibt es einen ziemlichen Wechsel in die
Welt der Privilegierten und das Leben von damals wird sehr gut beschrieben.
Auch danach kommen immer wieder spannenden Szenen, denn Gittes leben bleibt
nicht so einfach.
Am Auffälligsten an diesem Buch war vermutlich der „harte“
Schreibstil, er war komplett ungeschönt und aus der Sicht von heute waren
manche Dinge echt heftig, von denen man eigentlich nichts wissen will. Aber es
war ja damals wirklich so und daher macht es den Roman auch so authentisch. Aber
an den Schreibstil musste ich mich anfangs erstmal gewöhnen, sodass mir
generell der Einstieg schwer gefallen ist. Allerdings wurde es immer besser,
vor allem als man sich an die ungewöhnlichen Charaktere gewohnt hat. Ich muss
sagen, keiner von allen Charakteren war mir sympathisch, auch wenn ich
zwischendurch den ein oder anderen ganz gerne mochte. Aber das wurde auch
absichtlich durch ihre Darstellung hervorgerufen. Gitte ist sehr mutig und dafür
bewundert man sie, sie ist hemmungslos, nicht wirklich loyal und man merkt,
dass sie eine Betrügerin ist. Sie hat eine harte Schale und ein starkes Herz,
denn obwohl sie schon so viel durchgemacht hat, versucht sie immer noch, ein
besseres Leben zu bekommen. Aber auch sie kann Gefühle zulassen, aber nie so
weit, dass man sie erneut komplett zerstören kann. Sie rappelt sich immer
schnell wieder auf und lebt weiter. Wirklich gemocht habe ich sie allerdings
nicht, sie hat sehr harte Gedanken und lügt außerdem wie gedruckt. Trotzdem war
sie ein guter Charakter, der perfekt in das Buch gepasst hat.
Gitte hat auf ihrem Weg viele verschiedenen Charaktere
kennen gelernt, alle Vertreter ihrer Zeit, Betrüger, Diebe, harte Wachmänner
und Soldaten, Priester, Adelsmänner und Klatschtanten. Alle waren mir nicht
sonderlich sympathisch, aber wie gesagt liegt das an der Beschreibung. Jemand,
der mit Karel der Kirchenpisser, vorgestellt wird, macht nicht unbedingt einen
sympathischen Eindruck. Gitte hat generell einen kritischen Eindruck zu allen,
auch wenn sie manche Personen trotzdem in ihr Herz schließt. Man muss den
Verlust von vielen Charakteren hinnehmen und man ist immer wieder geschockt.
Nach dem Klappentext hätte man eine romantische, verbotene
Liebe erwartet und die gab es zuerst auch, aber nachher gab es eine wirklich
unerwartete Wendung.
Das Cover gefällt mir ziemlich gut, es passt und auch die
Farben gefallen mir.
Fazit:
Insgesamt ein wirklich guter, ungeschönter historischer
Roman. Allerdings ist es mir anfangs schwer gefallen rein zu kommen und meine
Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt, was aber nicht schlecht ist.
Für Fans von realistischen historischen Romanen ist dieses
Buch auf jeden Fall etwas. Für Fans von romantische Liebesgeschichten mit Happy
End vielleicht nicht unbedingt.
Von mir gibt es 4 Sterne für ein Buch, was ich wirklich
interessant fand.
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