Hier eine neue Geschichte von mir, die allerdings noch nicht beendet ist, ich werde sie in zwei oder drei Teile aufteilen ;)
Ich hoffe sie gefällt euch ;)
Kann man Liebe berechnen?
Das Wummern des Basses dröhnte mir in den Ohren und ich
wiederstand dem Drang sie mir
zuzuhalten. Zum wiederholten Mal an
diesem Abend überlegte ich, warum ich mir das überhaupt antat – die Lautstärke,
das Gedrängel, die Hitze. Diese Welt war einfach nichts für mich, doch Carmen
hatte mich hierher geschleppt, wie sie der Meinung war, dass mir eine Ablenkung
gut tun würde und ich auch mal unter „normale“ Leute kommen sollte und mich
nicht immer nur mit diesen ganzen „Mathefreaks“ umgeben sollte. Wütend hatte
ich sie angefunkelt, denn auch das waren meine Freunde, auch wenn die das
genaue Gegenteil von Carmen waren. Außerdem wäre ich dann nach ihrer Meinung
auch ein „Freak“.
„Hey Süße, war dein Vater ein Terrorist oder warum bist du so heiß
wie eine Bombe?“ Neben mir stellte sich ein großer, muskelbepackter Mann und
winkte dem Barmann zu, der ihm einen Drink machen sollte. Das war heute bereits
der neunte dämliche Anmachspruch, denn ich mir anhören musste. Und sie wurden
immer schlimmer und geschmackloser, je weiter der Abend voranschritt und desto
mehr Alkohol über die Theken ging. Genervt zupfte ich mein enganliegendes,
schwarzes, trägerloses Kleid, das mir nur bis knapp zur Hälfte des
Oberschenkels reichte, ein wenig weiter runter, was leider für einen bessere
Sicht auf meine Brüste sorgte und schon
wanderte der gierige Blick aus den blassgrau –blauen Augen, des blonden Mannes,
der vorher auf meinen langen, schlanken Beinen verweilt war, dorthin. Innerlich
verfluchte ich Carmen ein weiteres Mal dafür, dass sie mich in diesen Fummel
gedrängt hatte.
Kurz ließ ich meinen Blick über seinen Körper gleiten. Er sah ganz
gut aus, viele Frauen würden ihn als „heiß“ bezeichnen, denn sein weit
aufgeknöpftes Hemd präsentierte seine wohldefinierte Brust. Doch was er da an
Muskelmasse zu viel hatte, fehlte ihm eindeutig im Hirn. Bein allen Männern,
die mich heute angesprochen - oder
angefasst hatten – hatte ich direkt gemerkt, dass sie einfach dumm waren.
Natürlich war mir bewusst, dass nicht jeder schlau sein konnte und mit so einem
IQ wie ich gesegnet sein konnte - obwohl
gesegnet nicht das richtige Wort war, verflucht traf es manchmal eher – aber
man musste sich doch trotzdem nicht wie der letzte Affe mit einem zu hohen Testosteronspiegel
benehmen, oder?
Solange die Männer nett waren, machte mir es auch überhaupt nichts
aus, dass sie nicht überdurchschnittlich schlau waren, im Gegenteil, es war
manchmal entspannend einfach ein wenig Smalltalk über irgendwelche belanglosen
Themen zu führen. Doch nach fünf gescheiterten Beziehungen war mir die ernüchternde
Erkenntnis gekommen, dass man eine Beziehung einfach nicht führen kann, wenn
den einen die Gespräche irgendwann einfach unterforderten und der andere immer
mehr das Gefühl bekam, dumm zu sein.
In letzter Zeit hatte ich mich deswegen immer mehr auf meine
Karriere konzentriert…
Eine Hand legte sich auf meinen nackten Oberschenkel und riss mich
aus meinen Gedanken. Wahrscheinlich hatte der Mann meine nicht vorhandene
Reaktion als Einladung verstanden, doch ich war alles andere als bereit, mich
mit ihm einzulassen. Angewidert schüttelte ich seine Hand ab, sprang von dem
Barhocker auf und wollte schon in dem Gedränge der tanzenden Meute verschwinden, doch eine Hand schloss sich
fest um mein Handgelenk.
„Oh, Süße, renn ruhig weg. Ich mag es, wenn Schnecken wie du
widerspenstig sind, ich bin ein Jäger“, gurrte der Blonde mir ins Ohr. Mir lief
ein eiskalter Schauer über den Rücken.
„Lass mich los und wag es nie wieder mich anzufassen oder mich
Schnecke zu nennen. Sonst mach ich
Hackfleisch aus deinen Eiern, verstanden?“, fauchte ich, da ich mich einfach
nicht mehr beherrschen konnte, denn sein Griff fühlte sich einfach nur eklig
an.
„Aber, aber, Schnecke, reg dich doch nicht gleich so auf. Ich will
doch nur ein bisschen mit dir reden“, meinte er zuckersüß, aber mir wurde
schlecht davon, denn sein Tonfall stand in einem ganz anderen Sinn als seine
Worte.
„Ich aber nicht mir dir. Und wenn du mich jetzt nicht loslässt,
schreie ich und die holen den Sicherheitsdienst.“ Scheinbar hatte er jetzt
endlich gerafft, dass ich es ernst meinte, denn er entließ mich aus seinem
Klammergriff, murmelte aber noch etwas, was sich verdächtig nach „Schlampe“
anhörte. Ich widerstand dem Drang mich nochmal umzudrehen und ihm ins Gesicht
zu spucken.
Stattdessen drängelte ich mich durch die Masse an Menschen und
hielt nach Carmen Ausschau. Die konnte was erleben! Ich würde mich dann nur
noch kurz von ihr verabschieden und endlich hier abhauen. Hart boxte ich mich
durch die Menge in Richtung der Tischreihen, die etwas abseits der Tanzfläche
langen.
Leider bekam ich ebenfalls
Ellenbogen in die Rippen gestoßen.
Auf einmal hörte ich eine wohlklingende Stimme direkt neben meinem
Ohr: „Wenn Sie so weiter machen, gibt es hier noch Verletzte. Was haben Sie es
denn so eilig?“
Da es so eng hier war, hatte ich keine Möglichkeit nach dem
Sprecher umzusehen, doch wenn seine Stimme war irgendwie anziehend. So tief.
Leider musste ich einsehen, dass ich so einfach nicht mehr vor ran
kam.
„Was schlagen Sie denn vor, wie ich sonst hier durchkommen soll?
Und außerdem. Wer sagt denn, dass ich es eilig habe?“, brüllte ich durch den
Lärm hindurch.
„Bei Ihrer Statur? Keine Chance.
Hier werden Sie untergehen, es sei denn…“
Ich ging auf das Spielchen ein. „Es denn….?“
„…Sie würden jemand, der größer und kräftiger als Sie es sind,
lieb um Hilfe beten, damit er Ihnen einen Weg frei boxt.“
Ein ungewolltes Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus.
„Oh, und wo finde ich so jemanden?“, fragte ich unschuldig. Immer
wieder versuchte ich mich zu dem Fremden umzudrehen, doch ich hatte das Gefühl,
dass immer mehr Leute auf die Tanzfläche drängten und so wurde ich auch immer mehr
an seinen Körper gepresst. Und ich musste sagen, was ich fühlte, gefiel mir.
Ärgerlich versuchte ich diesen Gedanken abzuschütteln, hatte ich nicht eben
gedacht, dass ich genug von solchen Männern hatte, aber irgendetwas an diesem
Mann war anders. Er faszinierte mich und hatte bis jetzt kaum ein Mann
geschafft.
„Ich kenne da jemanden, der sich vielleicht anbieten würde“,
meinte er nah an meinem Ohr und sein warmer Atem traf mein Nacken.
„Ach ja? Wer denn?“ Ich
spürte, wie er immer näher kam und fast mein Ohr mit seinen Lippen berührte.
„Mein Bruder Jeffery, hier.“ Ruckartig rückte er von mir ab und
beraubte mich seine Wärme. Vollkommen überrumpelt stand ich einfach nur da und
hörte zu, wie sein leises, spöttisches Lachen verklang. Hektisch wollte drehte
ich meinen Kopf in seine Richtung, da ich sehen wollte, wie er aussieht, doch
er wurde schon von der Menschenmenge verschluckt und ich sah nur noch einen
schwarzen Haarschopf, der sich schnell davonmachte. Total überrumpelt registrierte
ich nur am Rande, wie eine weitere, große Person mich schützend durch die
Menschmenge bugsierte und ich endlich aus dieser Meute raus war.
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